selbsttötung als kulturelle praxis
Terroristische "Selbstmord-Attentate", aber auch die Auseinandersetzung um Euthanasie und Sterbehilfe haben in den vergangenen Monaten und Jahren die Problematik der Selbsttötung wieder stärker in die öffentliche Debatte gebracht. Sie haben den Blick auf eine Frage gelenkt, die im Europa des 19. und 20. Jahrhunderts weitestgehend tabuisiert worden ist. Angesichts der neuen Aufmerksamkeit jedoch ist Vorsicht geboten: Es ist zu fragen, ob es sich bei einem Attentat, das den eigenen Tod einschließt, wie auch bei der Bitte um den eigenen Tod durch fremde Hand überhaupt um eine Selbsttötung handelt. Hier zeigen sich Probleme definitorischer Identifizierung, Differenzierung und Abgrenzung der Handlung der Selbsttötung. Zugleich werden die Möglichkeiten politischer und moralischer Instrumentalisierung des Themas deutlich. Die Notwendigkeit, derartige Mechanismen der Instrumentalisierung kritisch zu untersuchen, zeigt auch: Der Blick auf Selbsttötung als individuelles und gesellschaftliches Problem ist nach wie vor Desiderat.
Selbsttötung als kulturelle Praxis. Ansätze eines interkulturellen historischen Vergleichs. Eine Tagung der Arbeitsstelle Historische Anthropologie des Max-Planck-Instituts für Geschichte an der Universität Erfurt Erfurt, 21. bis 23. November 2002ein klarer fall für freitod.antville.org