das wesen der informatik?
herr berger schreibt über seine eigene disziplin:
Der Universalitätsanspruch, der sich im Bild von der "umfassenden Basis- und Querschnittsdisziplin" ausdrückt, steht - in anderer Form - auch hinter den Ansätzen von Zemanek und Luft, die der Basiswissenschaft Informatik ihrerseits eine lange Reihe von "Grundwissenschaften" (Luft) zuordnen, nämlich "Logik und Mathematik, Sprachtheorie, Wirtschaftswissenschaften, Entwurf und Planung von Systemen, Verwaltungswissenschaften, und [...] auch Physik (Mechanik und Elektronik), Nachrichtentechnik und vielleicht auch noch andere (Zemanek). Diese anderen präzisiert Luft ergänzend als "Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie mit einer logischen Propädeutik und Kommunikationstheorie".
Der Rekurs auf auf einen derart umfangreichen und deversifizierten Katalog von Bezugswissenschaften entwirft nicht das Bild einer ihrer selbst gewissen und über ihre Ziele, Gegenstände und Methoden souverän verfügende Wissenschaft Informatik. Eher drückt sich hier die Suche nach Orientierung aus, die für das neue Fach um Anknüpfungspunkte und Referenzen bei möglichst vielen arrivierten Disziplinen nachsucht. [Berger, Peter: Computer und Weltbild. Habitualisierte Konzeptionen von der Welt der Computer. Wiesbaden: Westdeutscher Verlag, 2001:174]
nun ist das bei der konstituierung neuer disziplinen nichts ungewöhliches, erschwert mir (als nicht-informatikerin) allerdings den zugang, da unklar bleibt zu welchen anteilen die selbstzuschreibungen erfolgen. endgültig setzt mein hirn hierbei aus:
Mit Aufkommen der Architekturmetapher setzte in Folge eine Perspektivenerweiterung ein, die mit dem gestalterischen Element implizit auch den grundsätzlichen Lebensweltbezug informatischer Technologie abzielte - eben in Analogie zur Architektur -, und die sich gegenwärtig als eine allgemein akzeptierte Ergänzung des Informatikbildes zu etablieren scheint. Gleichwohl zeichnet sich wie gesagt bei einigen Fachvertretern ein grundsätzlicher Wechsel in der Perspektive ab, der von den historischen Kontexten absieht und - zum Teil nicht ohne eine focussierende Verengung des Blickes - das Bild einer Informatik entwirft, die weder Technikwissenschaft noch Formalwissenschaft, sondern weitgehend die Wissenschaft der Gestaltung sozialer Systeme ist.[ebd.177]
nun kann man über die dichotome trennung von technik und sozialen systemen streiten, da technik sich immer AUCH in einem nutzungskontext befindet, aber im umkehrschluss darauf zu schliessen, informatik sei die wissenschaft der gestaltung sozialer systeme verwirrt mich gerade ein wenig.
amanojaku
jipieeee!! anneke commentable .. das gefällt mir .. welcome to the bloggin world of posibilitieees!!!
ehm .. oder auch : herzlich willkommen frau w in der welt der javabasierten kommunikation!
ArneP
Informatik ist die Lehre von der Information. Dazu werden viele andere Wissenschaften gebraucht, um diese Informationen zu sammenln und auszuwerten.
Ein Informatiker ist ein Informationssammler und ein (universeller) Problemlöser, daher wohl der >>Universalitätsanspruch<<.
Die gestellten Aufgaben werden in Algotithmen gepackt, und auf Lösbarkeit untersucht.
Was die Informatik mit der >>Gestaltung sozialer Systeme<< zu tun hat, weiß ich nicht, vielleicht komme ich noch dahinter und werde bei Gelegenheit berichten, wobei ein Nebenfach der Informatik die Psychologie ist im Bezug auf das Verhalten der Benutzer.
AnnekeW Besitzerin
ein universeller problemlöser? ich habe gerade das problem, dass meine nase immer noch entzündet ist, kannst du mir helfen? ;-)
ist denn jedes problem in algorithmen abbildbar?
entschuldige die ironie... und sag mir aus welchem lehrbuch du das entnommen hast, jedenfalls scheint es ja ein aktuelles zu sein :-)
und lies ruhig mal ein wenig fachgeschichte, das kann nicht schaden.
mütterlichst
anneke
bananajoe
>ist denn jedes problem in algorithmen abbildbar?
prinzipiell ja.
behaupte ich jetzt einfach mal ;-)
AnnekeW Besitzerin
soso, dann fangen wir doch gleich mal mit semantik an. ein beliebtes altes beispiel:
man nehme den satz:
das mädchen steht vor dem schaufenster und sieht das spiel. sie will es haben.
wie findet der computer heraus, ob sie das schaufenster oder das spiel haben will?
@arne: worums mir ging - zumeist verändern sich fächerdefinitionen im laufe der zeit. hinzukommt das herausbilden von unterschiedlichen "schulen". mich hätte interessiert, welche fachdefinition/schule zur zeit in der informatik als "dominant" bezeichnet werden kann.
liebe grüsse
anneke
bananajoe
du solltest informatik vom computer losgelöst betrachten.
informatik hat nicht grundsätzlich mit dem computer zu tun.
AnnekeW Besitzerin
nicht mit dem personal computer von mir aus. aber es geht doch darum, tatbestände in rechenoperationen umzuwandeln oder? belehr mich, wenn ich das nicht richtig sehe. übrigens hat das jetzt weder frage 1 noch frage 2 beantwortet...
ArneP
Alles ist in Algorithmen darstellbar, es muß nur genau(er) definiert sein. Dein obiges Beispiel erinnert mich an einen Satz aus meinem Deutschbuch, 3. Klasse, der lautete so ähnlich, mit dem Hinweis, eindeutige Texte zu schreiben ;-)
Banana hat recht, daß man Informatik lösgelöst vom Computer sehen muß/ kann/ sollte, und nicht alles ist als Algotithmus "anzugeben", da nicht alles eindeutig/endlich ist (das sog. "Halteproblem" von Turing), andererseits kann man eine Menge Sachen als Algorithmus darstellen, z.B. das Essen in der Mensa...
Im Moment befindet sich die Informatik in einem Umbruch, aus den vier Fachrichtungen (praktische, angewandte, theoretische, technische) sollen acht werden, die vier Fachrichtungen dabei weiter ineinanderfließen und doch weiter differenziert werden, da es die "klassischen" Felder nicht mehr gibt.
Obige Definition des "Universalen Problemlösers" stammt übrigens vom Fachbereichsdekan.
AnnekeW Besitzerin
@arne
das obige beispiel stammt sinngemäss aus einem informatikbuch meines ex-mannes (informatiker ;-)
ich krieg`s aber aus dem kopf nicht mehr zusammen. ich such`s dir mal raus, wenn ich zu besuch bin.
nun soll man aber auch nicht alles glauben, was der dekan einem so alles erzählt ;-)
ein beispiel: würde ein historiker, der wahlweise zu geburten im 18. jahrhundert, flugzeugbau in den 30er jahren oder dem wirtschaftswunder der 50er jahre arbeitet ernsthaft behaupten, medizin, flugzeugbau und betriebswirtschaft wären die grundlagen seiner disziplin? er bräuchte _selbstverständlich_ in allen gebieten gute kenntnisse (und ein informatiker braucht das sicherlich sogar in besonderem maße), aber der zusammenhang zu den oben aufgeführten disziplinen erschliesst sich mir doch nur mäßig. während mir elektrotechnik und mathematik aus fachgeschichtlichen gründen noch einleuchten mögen, setzt es bei BWL und Soziologie bei mir leider aus - sorry!