Wahre Liebe
Also lasst uns von der Liebe sprechen.
Gelesen: Tobias Hürter. Wahre Liebe. In: Hohe Luft, 12\2013:20-27.
Der Autor beginnt mit der üblichen Unterteilung von eros (Leidenschaft), philia (Freundschaft) und agape (Fürsorge). Er erläutert dann die Vorstellunen antiker Philosophen. Aristophanes hält die Liebe für die Sehnsucht nach der verlorenen Volständigkeit, Sokrates sie auch für eine Suche, allerdings nicht nach einer anderen Person, sondern nach dem Guten und Schönen schlechthin. Platon radikalisiert diesen Gedanken später weiter indem er den jungen Leuten so lange sexuelle Ausschweifungen empfiehlt bis sie der menschlichen Liebe überdrüssig seien, um dann die Liebe zu den Ideen zu entwickeln. (Randbemerkt: Das Bis-es-Dich-anödet führt ebenso zur Förderung der Rationalität, allerdings nicht durch Triebkontrolle, AW) Aus diesem Verständnis entwickele sich später die christliche Thematik der Liebe.
In Anlehnung an Harry Frankfurt, der die Liebe für die Sorge um einen aanderen hält, versucht sich der Autor an einer eigenen Definition. Er begreift Liebe als eine Interessensfusion zweier Menschen. Ich verzichte auf etwas (z.B. das Fußballspiel), um dem anderen entgegen zu kommen, d.h. ich mache seine Interessen zu meinen. Bezüglich der Frage nach dem "Warum?" der Liebe argumentiert er - und das war für mich am spannendsten, dass die Liebe keine Gründe hat, aber Gründe schafft.
"Die Gründe, aus denen sie entsteht, mögen zufällig sein. Die Gründe, die sie schafft, sind es nicht. (..) Liebe, so verstanden, setzt reflexives Denken voraus. Ein liebender Mensch spürt die Anziehung, die der geliebte Mensch auf ihn ausübt, und pflegt sie. Er mus sich dieser Anziehung also bewusst sein, er mussich seiner selbst bewust sein. Liebe ist mehr als ein Gefühl. Sie ist eine komplexementale Tätigkeit".
(Freud kommt am Rande vor, spielt aber keine wesentliche Rolle)